Hans Rudolf Güdemann

Nachruf

Architekt, Stadt- und Regionalplaner

Oktober 1938 – September 2020

 

 

Der Deutsche Werkbund trauert um Hans Rudolf Güdemann. Wir verlieren mit ihm einen wahrhaftigen Wegbegleiter, Mitstreiter, Mentor und Freund. Mitglieder und Vorstand werden ihm in Dankbarkeit, Freundschaft und Anerkennung verbunden bleiben.

Seit 1976 gehörte Hans R. Güdemann dem Deutschen Werkbund Baden-Württemberg an. 1985 wurde er in den Vorstand gewählt; von 1993 bis 2000 führte er den Vorsitz. In 10 Amtszeiten und damit 30 Jahren ehrenamtlichen Engagements prägte er maßgeblich die Werkbundarbeit in Baden-Württemberg. 2015 gab Hans Güdemann sein Mandat zurück.

Dieser in Zahlen gefasste Überblick bildet lediglich den Rahmen für 3 Jahrzehnte persönlicher Begegnungen, gemeinsamer Erlebnisse und intensiver Diskurse in Arbeits- und Projektgruppen vor allem im Vorstand des Deutschen Werkbunds Baden-Württemberg.

Neben der weitsichtigen fachlichen Kompetenz als Stadt- und Regionalplaner brachte er ein großes Wissen zu fachübergreifenden und zukunftsorientierten Themen in die Werkbundarbeit ein sowie seine Fähigkeit, Projekte mit Augenmaß und Beharrlichkeit zu strukturieren, umzusetzen und dafür Mitstreiter zu gewinnen. Er wollte „in Experimenten die Zukunft erproben“ (Zitat Güdemann). Trotz seines Interesses an Zukunftsthemen, unterwarf sich Hans Güdemann selbst niemals dem Zeitgeist.

Alle Aktivitäten zu nennen, würde den Rahmen dieses Nachrufs sprengen. „Die verschwundenen Projekte sind die wichtigsten“, sagte Hans Güdemann einmal, dennoch sollen hier exemplarisch einige herausragende realisierte Tagungen seiner Amtszeit in Erinnerung gerufen werden:

– Haushalten mit den Ressourcen, 1993 in Freiburg,

– Von der Holzwirtschaft zur Waldkultur, 1995 in Bonndorf,

– Mutmaßungen über die Zukunft. Orientierung ins nächste Jahrtausend, 1997 in Schwetzingen und

– Land unter? Die Zukunft der Europäischen Flußlandschaften, 1999 in Breisach.

Von 1999 bis 2006 lenkte Hans Güdemann darüber hinaus als Vorsitzender des Deutschen Werkbunds e.V. die Geschicke des Verbandes bundesweit. Neben dem Krisenmanagement in einer schwierigen Phase interner Neuausrichtung war es vor allem die konstruktive Zusammenarbeit mit anderen überzeugten „Werkbündlern“, die Hans Güdemann in seinem Bestreben bestärkten, den Deutschen Werkbund zeitgemäß umzustrukturieren. Somit ist es nicht zuletzt auch seinem ausdauernden und diplomatischen Einsatz zu verdanken, dass der Deutsche Werkbund mit seinen Landesbünden und deren Aktivitäten bis heute seine kulturpolitische Bedeutung behaupten konnte.

Als nach außen wirkende, inhaltliche Säule der Werkbundarbeit auf Bundesebene wurden während der Amtszeit Hans Güdemanns die bis heute stattfindenden jährlichen Werkbundtage eingeführt, die die Themenvielfalt im Werkbund spiegeln, Beispiele sind:

– Stadtkultur im Dialog: Ost-Westliche Erfahrungen, 1999 in Hellerau,

– Von Menschen und Dingen – Nachdenken über den ‚Stand der Dinge’, 2000 in Karlsruhe und

– Geld bewegt, Geist beflügelt – die urbane Zukunft. Am Beispiel der Metropole Frankfurt am Main 2001.

Hans Güdemann war dem Markgräflerland, der Region im Dreiländereck zeitlebens eng verbunden. Durch seine Kontakte zu den Kollegen des Schweizerischen Werkbunds ergaben sich immer wieder auch grenzüberschreitende Aktivitäten.

2011 erschien in der Schriftenreihe des Naturparks Südschwarzwald das Buch »DorfLeben«, das Hans Güdemann zusammen mit Gerhard Zickenheiner verfasst hat. In Verbundenheit mit der Region und in Kenntnis auch der Probleme des Schwarzwaldes jenseits des Bollenhut-Klischees entstand auf Basis von Spaziergängen ein Kompendium mit Gedanken zu den planerischen Entwicklungen in ausgewählten Schwarzwaldgemeinden und dem damit verbundenen Potenzial für die Region.

Von seinem Turmzimmer in der Turmstraße in Lörrach aus lenkte Hans Güdemann die 1970 gegründete Planungsgruppe Südwest, deren Kreativität und Planungen weit über die Region hinaus bis heute wirken und durch deren erfolgreiche fachliche Arbeit seine umfangreiche ehrenamtliche Tätigkeit erst möglich wurde.

Hans Güdemann war ein Idealist, der dem Deutschen Werkbund großzügig Herzblut, Kraft und Ideen gegeben hat, der immer um den Dialog bemüht war, dabei aber nie das Ziel aus dem Auge verloren hat, das einer sozial orientierten Gestaltungskultur.

Der Deutsche Werkbund dankt Hans Rudolf Güdemann für über 30 Jahre außerordentliches Engagement in offizieller und inoffizieller Werkbundmission und für alles, was wir von ihm lernen durften.

 

Für die Vorstände des Deutschen Werkbunds e.V. und des Deutschen Werkbunds Baden-Württemberg, Yvonne Endes, 1. Oktober 2020

Verfasser
Deutscher Werkbund Baden-Württemberg e.V.

Rubrik
Mitteilungen