Rolf Peter Hennes - Ein Urgestein des Werkbunds wird 90

Eine Laudatio von Rainer Metzendorf

Rolf Peter Hennes wurde am 26. Februar 1933 in Köln geboren, besuchte die Volksschule in Bonn, erhielt seine Reifeprüfung am dortigen Gymnasium und studierte von 1954-1959 an der Technischen Hochschule in Darmstadt Architektur. Parallel dazu vertiefte er seine früh geweckte Leidenschaft für Malerei bei Professor Bruno Müller-Linow und im plastischen Gestalten bei Professor Wilhelm Loth. Aufgrund seiner mit „sehr gut“ beurteilten Diplomhauptprüfung erhielt er den „Akademischen Preis für ausgezeichnete Arbeiten“ und vom Bundesminister für Wohnungsbau ein Reisestipendium nach Schweden, um dort Erfahrungen in Fertigbauweisen zu sammeln. Danach war er bis Ende 1963 wissenschaftlicher Assistent am Lehrstuhl für Hochbaukonstruktionen und Entwerfen der Technischen Hochschule Darmstadt bei Professor Theo Pabst und zugleich Planungsleiter in dessen Privatatelier. Danach wechselte er in das Architekturbüro von Rolf Prange in Darmstadt und betreute bis 1967 federführend den Neubau des dortigen Landestheaters (heute Staatstheater am Georg-Büchner-Platz).

Von der freien Wirtschaft in den öffentlichen Dienst

Ende 1967 wechselte Rolf Hennes von der freien Wirtschaft in den öffentlichen Dienst zur Landesbehörde Rheinland-Pfalz und absolvierte im Sommer 1969 die II. Staatsprüfung – wiederum mit dem Prädikat „sehr gut“ –, die er mit einem Reisestipendium des Oberprüfungsamtes Frankfurt/Main nach Großbritannien honoriert bekam. Dort sammelte er Erfahrungen im Hochschulbau und in sozialen Folgeeinrichtungen. Nach seiner Rückkehr startete seine ebenso steile wie schnelle Karriere innerhalb von sieben Jahren vom Bauassessor zum Leitenden Baudirektor. Anfangs im Universitätsbauamt Mainz mit den Zuständigkeiten für Kliniks- und Universitätsbau, später bei der Oberfinanzdirektion in Koblenz als Referent für Hochschul- und Kliniksbau in Rheinland-Pfalz und zum Schluss als Gruppenleiter Landesbau sowie Referent für das Ressort Kultus. Teilnahme an verschiedenen regionalen und überregionalen Arbeitskreisen – gerne unter seiner Leitung, da stets ergebnisorientiert. Zum 25-jährigen Dienstjubiläum im Januar 1990 erhielt Hennes die Ehrmitgliedschaft beim Bund Deutscher Architektur (BDA).

Rolf Hennes wendet sich der bildenden Kunst zu: als Maler, Zeichner und Illustrator

Seit seiner Pensionierung im Jahr 1989 beschäftigt sich Rolf Hennes vorrangig mit seiner zweiten Leidenschaft, der bildenden Kunst als Maler, bekennender Kaffeehaus-Zeichner und Buchillustrator, stets mit dem geschulten Blick des Architekten für Motive und Situationen. In seinem Atelier im Dachgeschoß des vormals kurfürstlichen Schönborner Hofes, heute Institut Francais Mainz, am Schillerplatz entstand eine breite Palette in unterschiedlichsten Techniken von kleinen, feinen kalligrafischen Pinselzeichnungen bis hin zu großformatigen, kraftvollen Farbexplosionen in Acryl. Es folgten Gemeinschaftsausstellungen in Mainz, Koblenz, Kaiserslautern, Trier, Frankfurt/M und Cloppenburg. Einzelausstellungen in Mainz, Düren, Frankfurt/M, Bützow, Kloster Eberbach, Horrweiler, Iserlohn, Portugal (Carregosa/Vagos, Olivera do Bairro, Lagoa, Santa Barbara de Neixe) und Spanien (Alcudia/Valencia). Eines seiner Hauptwerke, „Dresden am Golf“, 1991 als Mahnung im Golfkrieg entstanden, wurde 2020 vom Kulturamt in Mainz übernommen. Die Zerstörung von Dresden 1945 erlebt, überlebt und als Flammen-Inferno von der Seele gemalt.

Wegen seiner Aussagekraft als Architekt und seines allgemeinen, auch außerberuflichen Engagements wurde Rolf Peter Hennes 1988 in den Deutschen Werkbund Rheinland-Pfalz berufen und war über drei Wahlperioden von 1992 bis 2001 dessen 1. Vorsitzender. Unter seiner neun Jahre währenden Leitung erlebte der Werkbund in Rheinland-Pfalz eine äußerst aktive und produktive Zeit: Visionen für das Rheinufer und den „Layenhof“ bei Mainz, konkrete Vorschläge für Konversionsprojekte wie die „Taukunen Kaserne“ in Worms oder die „Weiße Kaserne“ in Zweibrücken als zukünftig ökologische Quartiere, argumentative Aktionen gegen die Scheinwelt „ZDF-Medienpark“ und mehr kulturelles Verständnis für damals gefährdete Baudenkmäler wie das „Fort Malakoff“ am Rhein oder die „Villa Nees“ am Pulverturm in Mainz. Darüber hinaus war Hennes Mitinitiator und Architekt der „Alten Ziegelei“ in Bretzenheim mit neuer Konzeption als „Ziegelmuseum“. Jahrelang beteiligte er sich an den Planungen für den „Hopfengarten“ in der Mainzer Altstadt. Hennes mischte und mischt sich nach wie vor ein, wenn es darum geht, Weichen zu stellen und Entwicklungen kritisch zu begleiten. 2012 erhielt er dafür die Ehrenmitgliedschaft im Deutschen Werkbund.

 

Der Deutsche Werkbund dankt und gratuliert Rolf Peter Hennes zu seinem 90 Geburtstag!

Verfasser
Deutscher Werkbund Rheinland-Pfalz e.V.

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