Prof. Klaus Humpert

Nachruf

Architekt und Stadtplaner

September 1929 – Oktober 2020

 

 

Der Deutsche Werkbund trauert um Prof. Klaus Humpert.

Wir verlieren mit ihm einen stets wachen und anregenden Geist, einen Initiator und Vordenker.

Seit 1966 gehörte Klaus Humpert dem Deutschen Werkbund Baden-Württemberg an. Als Mitglied des Vorstands prägte er über 13 Jahre, 1967 -1980, mit seinem ehrenamtlichen Engagement die Werkbundarbeit in Baden-Württemberg und ist dabei vor allem Erneuerer, „…wir müssen einige alte Herren vom Podest stürzen… Tabus brechen und uns mehr Freiheit nehmen auch wenn wir noch nicht wissen, wohin es geht…“ (Zitat Humpert bei der Baden-Badener Tagung „Die neue Unsachlichkeit“ 1975).

Während seiner Zeit als Leiter des Stadtplanungsamts Freiburg und vor seiner Professur am Städtebaulichen Institut der Universität Stuttgart führte er von 1977 bis 1980 mit kritischem Problembewußtsein und breitem stadtplanerischem Wissen den Vorsitz im Deutschen Werkbund Baden-Württemberg. Während dieser Zeit fanden die Tagungen

„Weissenhof – und was danach?“ in Stuttgart (1977), wo Entwicklungen auf einem „langen Weg der kleinen Schritte“ (Zitat Humpert) angestoßen wurden,

„Schwetzingen I. Orientierungslos – Versuch einer Standortbestimmung“, in Schwetzingen (1978), wo Antworten zwischen den verschiedensten Disziplinen gefunden wurden und

„Design – warum und für wen?“, in Müllheim (1979) statt.

Schon die Titel, als offene Fragen und Versuch provozierend formuliert, verweisen auf die für das Humpertsche Denken typische, offene Grundeinstellung. Der gemeinsame Diskurs diente ihm – mehr noch als dem Wissens- und Erfahrungsgewinn – dazu, selbstkritisch und mit Beharrlichkeit den eigenen Standpunkt immer wieder zu klären, um neue Entscheidungsprozesse anzustoßen. In den letzten Jahren referierte er bei den Karlsruher jour-fixen über „Die Mittelalterliche Stadtplanung und ihre Bezüge zur Architektur“.

Klaus Humpert, der 2005 mit dem Bundesverdienstkreuz geehrt wurde, gehörte zu den ganz und gar authentischen Menschen. Ein Besuch bei ihm, dem gastfreundlichen Familienmenschen, in seinem unkonventionellen Wohnhaus in Freiburg Ebnet, dessen Architektur ganz ausgezeichnet seinen offenen und bescheidenen Charakter, seine Individualität und unermüdliche Schaffenslust und Lebensfreude ausdrückt, zeigt das deutlich.

Im Interview mit dem Werkbund im Herbst letzten Jahres lenkt er den Blick auf Defizite der Moderne beim Wiederaufbau alter Städte und vermisst den neuen qualifizierten Stadtraum, und er endet versöhnlich „Abschließend kann ich trotz dieser kritischen Äußerungen mich glücklich schätzen, in der Baukultur kräftig mitgemischt zu haben.“

Der Deutsche Werkbund darf sich glücklich schätzen, dass Klaus Humpert in diesem Sinne in ihm mitgewirkt hat. Mitglieder und Vorstand werden ihm in Freundschaft, Anerkennung und in Dankbarkeit für sein über 50-jähriges Mitwirken verbunden bleiben.

 

Für den Vorstand des Deutschen Werkbunds Baden-Württemberg, 

Prof. Dagmar Eisermann, 13. Oktober 2020

Verfasser
Deutscher Werkbund Baden-Württemberg e.V.

Rubrik
Berichte