Fotos: Peter Schramm/ EcoKill Projekt Projekt

Werkbund Label 2021/22 - Die Preisträger im Portrait

EcoKiln-Technologie Ziegelsteine, Lilongwe Malawi

Malawi ist eines der ärmsten und am wenigsten entwickelten Länder der Welt. Sein rasantes Bevölkerungswachstum, die hohe Urbanisierungsrate und das Streben, von Gebäuden aus dem als Arme-Leute-Baustoff betrachteten Lehm auf Ziegelsteingebäude umzusteigen, stellt den Baustoffsektor vor große Herausforderungen. Obwohl inzwischen der Großteil aller Gebäude in Malawi aus Ziegelsteinen errichtet wird, werden die Ziegel fast ausschließlich in Nebenerwerbstätigkeit, oft als Gelegenheitsjob, an ständig wechselnden Orten hergestellt. Die Produktionsmengen je Hersteller sind gering. Produziert wird ausschließlich in der Trockenzeit.

Da die Herstellung der Rohziegel in Handarbeit und mithilfe von Holzformen erfolgt, die nach Bedarf gezimmert werden, haben die Ziegel je nach Hersteller unterschiedliche Größen. Standardmaße werden nicht eingehalten – u.a. auch weil die Ziegelsteine nach Stück bezahlt werden, was die Tendenz fördert, sie so klein als möglich zu produziere. Die Trocknung wird auf nicht vorbereiteten Flächen vorgenommen, an deren Unebenheiten sich die trocknenden Ziegelsteine anpassen. Verformungen sind eine häufige Folge. Der Ziegelbrand erfolgt in sogenannten Feldmeilern. Diese Feldmeiler brennen einerseits mit einem extrem hohen Energieeinsatz, andererseits ist der Brand sehr ungleichmäßig, sodass ein hoher Produktionsausschuss entsteht. Da als Energieträger hauptsächlich nicht nachhaltig eingeschlagenes Brennholz verwendet wird, trägt die traditionelle Ziegelherstellung erheblich zur Entwaldung Malawis bei.

Fotos: Peter Schramm / EcoKiln

 

Das EcoKiln Projekt

Vor diesem Hintergrund entschloss sich die malawische Nichtregierungsorganisation „Centre for Community Organisation and Development“ (CCODE) im Jahr 2009 sich des Themas Ziegelherstellung in Malawi anzunehmen. Basierend auf Recherchen und Studien und nach Einwerben der erforderlichen technischen und finanziellen Unterstützung begann 2013 der Bau einer EcoKiln Pilotanlage in Lilongwe. 2015 wurde die Anlage in Betreib genommen. Ein EcoKiln besteht aus einem massiven gemauerten Körper, in dessen Zentrum ein rechteckiger Schacht liegt. In diesem Schacht werden die Ziegel zusammen mit dem Brennstoff von oben her eingefüllt und im Schachtzentrum gebrannt. Am unteren Ende des Schachts werden die gebrannten Ziegel entnommen. Bedingt durch diese Brennweise müssen die darin gebrannten Ziegel bezüglich Form, Größe und Druckfestigkeit aufweisen. Die Anlage ist robust und mit einfachen, lokal verfügbaren Mitteln herzustellen. Die Anzahl der Schächte, und damit das Produktionsvolumen, kann je nach Bedarf angepasst werden. Eine Erweiterung kann auch nachträglich erfolgen, ohne die bestehende Produktion zu behindern.

Trotzdem erreicht der EcoKiln eine Energieeffizienz, welche auch von den in Europa üblichen hochtechnischen Öfen nicht übertroffen wird. Ein Dach über dem Schacht sichert eine ganzjährige Produktion.

Foto: Peter Schramm / EcoKiln

Der Deutsche Werkbund prämiert das außerordentliche Projekt mit dem Werkbund Label, das die Voraussetzungen im Baustoffsektor verbessert, die Entwaldung vermindert und zur Stabilisierung des Landes beiträgt.

Alle weiteren Preisträger und Preisträgerinnen des Werkbund Labels 2021/22 finden Sie hier.

Verfasser
Deutscher Werkbund dwb e.V.

Rubrik
Wettbewerb