Werkgespräch über Keramik
Als eine der bedeutendsten Sammlungen moderner Keramik in Deutschland gilt die Sammlung Hinder/Reimers auf Schloss Villa Ludwigshöhe bei Edenkoben. Leiterin dieser Sammlung ist die Kunsthistorikerin Dr. Ingrid Vetter, Mitglied im Werkbund Rheinland-Pfalz und aktuell Kuratorin einer kleinen, feinen Ausstellung im Landesmuseum Mainz: „Vom Gefäß zur freien Form“ lautet der Titel der Ausstellung, die 60 ausgewählte Stücke der Sammlung Hinder/Reimers präsentiert.
Im Rahmen eines Werkgesprächs führte Frau Vetter jetzt einige Werkbund-Mitglieder kenntnisreich durch die Ausstellung. Sie gab inspirierende Einblicke in eine Kunstform, in der schon immer mit Glasuren und Dekor experimentiert wurde, die traditionelle Gebrauchsform aber selbst bei Schauobjekten lange Zeit dominierte.
Designer der 1920er und 30er Jahre, deren innovatives Geschirr wir vielfach noch heute in Gebrauch haben, verstanden sich zwar als Künstler. Doch ging es ihnen vorrangig um die gute Industrieform – nach dem Entwurf eines Musters überließen sie die serielle Produktion den Unternehmen.
Erst zur Mitte des 20 Jahrhunderts brachen junge Keramikkünstler mit der Tradition, in Deutschland ermutigt insbesondere von Jakob Wilhelm Hinder (1901–1976). Die „Studiokeramik“ löste sich vom Funktionszwang. Diese Entwicklung vom Tongefäß zur freien Form beschrieb Frau Vetter in ihrer Führung anschaulich und führte sie den Teilnehmern mit den exquisiten Beispielen der Sammlung plastisch vor Augen. Ihr sei auch an dieser Stelle noch einmal herzlich gedankt für einen inspirierenden Nachmittag!
Die Sonderausstellung im Landesmuseum Mainz ist noch bis 23. Januar 2022 geöffnet.
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