Maria Obenaus – Nachruf

1950 - 2023

Foto: Lothar Sprenger, 2018

Maria Obenaus 1950 – 2023

Der Deutsche Werkbund Sachsen ist ohne die Architektin und Kustodin Maria Obenaus kaum zu denken. Meist in Begleitung ihres wunderbaren Mannes Peter Obenaus fehlte sie bei fast keiner Veranstaltung und war eine inspirierende Gesprächspartnerin. Sie war 1992 Gründungsmitglied und Vorstandsmitglied bis 2015.

Maria Obenaus hat mit ihrer unvorstellbaren Kreativität und Gestaltungsfreude zahlreiche Ausstellungen, Veranstaltungen und Projekte initiiert und mit realisiert. Noch im letzten Jahr hat sie das Fest zum 30. Geburtstag des Werkbund Sachsen maßgeblich mit gestaltet. Maria Obenaus hat Lichter entzündet, die für den Werkbund Sachsen, seine Mitglieder und Freunde noch lange leuchten werden. Für uns alle unvorstellbar ist sie am 7. Juni verstorben.

Der Werkbund Sachsen, Freunde und Weggefährten trauern um eine große Frau und gedenken Ihrer mit Dankbarkeit. Unser Mitgefühl gilt ihrem Mann Peter Obenaus.

Vorstand Deutscher Werkbund Sachsen e.V.

 

Ich kann nicht glauben, dass Marias beruhigende Stimme, mit der sie zwischen Gegensätzen vermitteln konnte, und ihre Augen, die aus ihrem Inneren heraus Licht und Wärme strahlten, erloschen sind. Bei der Gründung des Deutschen Werkbundes Sachsen hatten sie und ich die Hauptverantwortung für Projekte übernommen, die sich in den Aufbau des neuen Landes Sachsen einbringen wollten. Unsere Kollegen aus den westlichen Werkbünden hatten uns zwei Gedanken mit auf den Weg gegeben: „Zukunft braucht Herkunft“ und „Die Landschaft ist das Gesetz“. Sie bestimmten unsere frühen Publikationen und Ausstellungen. Dann wurden uns eigene Themen wie „Gute Form für jedermann“ und „Umbruch gestalten“ wichtig, um bei den gewaltigen ökonomischen und ökologischen Veränderungen dem ursprünglichen Ziel des Deutschen Werkbundes „Veredelung der gewerblichen Arbeit“ eine Stimme zu geben. Marias Stimme fehlt nun. Mir bleibt nur die Erinnerung an eine wunderbare Frau und die Hoffnung, dass sich junge Stimmen finden, die klug und mit Leidenschaft den besten Weg in die Zukunft erkennen.

Bernd Sikora, Vorsitzender 1992 bis 2007

 

Bei Maria zu Hause. Sofort fasziniert mich die Zugewandtheit, mit der Maria ihre Sinne auf mich als Mensch und mein Anliegen richtet. Ich suche den Austausch mit ihr für ein neues Kunstprojekt. Können sich Verbindungen ergeben zum Werkbundprojekt REform, welches sie gerade maßgeblich mit entwirft? Ihre Ideen sprühen, Bücher werden auf dem Tisch platziert, Fotos herausgesucht. Sie hört konzentriert zu und ich sehe, wie meine Ideen in ihr arbeiten. Ihr Körper bewegt sich flink und zielgerichtet. Plötzlich hält sie inne, nimmt einige Bogen Papier, ihren Bleistift und beginnt zu zeichnen. Sie entwickelt das Setting – so, oder auch so, fragt sie mich und ihre Augen blitzen. Dieses dynamische Zusammenwachsen unserer Ideen, was für ein Moment. Dann ein entspanntes Beisammensein in großer Herzlichkeit.

Irina Pauls, Choreografin, mit Maria Obenaus im Werkbund Sachsen seit der Gründung 1992

 

Maria Obenaus war immer ein Farbtupfer in unserer Werkbundgruppe, hatte immer eine Idee für ein neues Projekt und immer dieses herzliche Lächeln. Kennengelernt haben wir uns 1997 beim Werkbund Sachsen oder auf dem Flur in der Uni, ich weiß es nicht mehr ganz genau. Den Werkbund kannte ich schon aus meinen Berliner Zeiten, und dort ging es eher bedächtig zu. Hier in Sachsen bestand der Werkbund aus einer kleinen agilen und tatkräftigen Gruppe, und Maria war immer ganz vorne mit dabei. Beeindruckend für mich waren ihre Lebensfreude, mit der sie ihre vielen Ideen in den Raum geworfen hat, hieraus Projekte machte und diese dann auch noch vielfach durchführte. In der Vorstandarbeit des Werkbundes wie auch bei den zahlreichen Exkursionen immer auch einen genauen Blick auf die Dinge. Farbenfroh in ihrer Kleidung, wie auch im Geiste, so werde ich Maria in Erinnerung behalten.

Rolf Klinkenbusch, Vorsitzender 2008 bis 2012

 

Mit Maria Obenaus und ihrem Mann Peter verbinden mich viele wunderbare Werkbund-Reisen. Sie waren immer angenehme Reisebegleiter: offen für Neues und fachlich interessiert, entspannt und konstruktiv, herzlich und dabei einem zugewandt. Wir haben viel miteinander gelacht, uns gut unterhalten und an traumhaften Orten gefeiert. Nach den Werkbund-Reisen haben sie oftmals ihr Haus und ihren Garten für unsere spektakulären Nachtreffen geöffnet und waren dabei großartige Gastgeber.
Ich werde Maria im Herzen auf unsere diesjährige Werkbund-Reise nach Helsinki mitnehmen. Peter, der zurückbleibt, werde ich ein Stück Finnland mitbringen. Sie beide werden bei der Reise fehlen, aber in Gedanken an Maria und ihr freundliches Wesen wird es mir warm ums Herz. Ich bin dankbar, dass ich Maria Obenaus und ihren Mann Peter beim Werkbund kennenlernen durfte.

Ulrike Rothe, Vorsitzende 2007 bis 2012

 

Maria habe ich am intensivsten auf unseren Werkbund-Exkursionen erlebt. Sie war die perfekte Reisebegleitung: energiegeladen, fröhlich, neugierig, unerschrocken und immer im „Entdecker-Modus“. Sie konnte während einer Führung die anstrengendsten Vorträge kritisch hinterfragen, kurz danach aber die Entspannteste beim Picknick am Strand sein und den Moment genießen. Ihre Begeisterung auch für kleine Dinge und ihre Art, zupackend, offen und ohne Vorurteile auf Neues zuzugehen, haben mich unterwegs und bei der gemeinsamen Arbeit im Werkbund immer beeindruckt. Ihre Erfahrungen, ihr Wissen und ihr positives und herzliches Wesen werden mir sehr fehlen.

Babett Börner, Vorsitzende 2012 bis 2017

 

Maria hat mich seit meinem ersten Tag als Mitglied im Deutschen Werkbund Sachsen e.V. in meiner über 20-jährigen Mitgliedschaft, im Vorstand und gerade auch in meiner Funktion als Vorsitzender beeindruckt, begeistert und geprägt. Ihr immer positives Denken und Handeln, ihr proaktives und unendliches Engagement in der Sache, aber auch ihr herzliches Lachen und ihre Fürsorge für die Menschen und nicht zuletzt ihre liebevoll gelebte Partnerschaft werden mir und uns allen sehr fehlen. Ihr Platz bleibt nun leer, aber die Erinnerung an diesen wunderbaren Menschen wird noch sehr lange in unseren Herzen bleiben.

Matthias Horst, Vorsitzender 2017 bis 2021

 

Maria Obenaus´ beeindruckende Persönlichkeit begegnete mir während meines Studiums an der TU Dresden in den neunziger Jahren. Ihr umfassendes Wissen und ihr nie enden wollendes Interesse konnten mich damals schon begeistern.
Mit Aufnahme in den Deutschen Werkbund kam ich in den Genuss, mit Maria Obenaus auf Exkursion gehen zu dürfen und gemeinsam mit ihr Projekte zu erarbeiten. Das Beste daran: die Treffen in ihrem Garten, die die Kreativität der Arbeitsgruppe unbedingt beförderten.
Unglaublich dankbar bin ich Maria dafür, dass sie ihren Ideenreichtum mit uns geteilt hat. Sie verstand es auf beste Art und Weise, Menschen und verschiedene Künste miteinander zu einem großen Gesamten zusammenwachsen zu lassen. Mit Maria Obenaus verliert der Deutsche Werkbund Sachsen nicht nur ein Gründungsmitglied, er verliert auch eine relevante Stimme und eine Aktive, die mit ihrem Wirken unseren Bund mit Leben gefüllt hat.
Sie bleibt ein Vorbild darin, unvoreingenommen Menschen, Kultur und Kunst zu begegnen.

Sonja Rossa-Banthien, Vorsitzende seit 2017

 

Ein typisches Beispiel für Maria Obenaus´ empathisches, energievolles und zupackendes, dabei immer qualitätsbewusstes Wesen war der erste Sächsische Werkbundtag in Hellerau, 1999, den wir gemeinsam vorbereiteten: Dieser fand in der noch unsanierten Festspielhaus-Ruine statt. Maria Obenaus parierte sämtliche Widrigkeiten mit ihrer fröhlich-optimistischen, pragmatischen Art und fand für wirklich jedes Problem eine Lösung: So haben wir in dem zugig feucht-kalten Bau mit einer an die Dalcroze´sche Rhythmik angelehnten Früh-Gymnastik das Erbe Helleraus mit einem aufgewärmten Start in die Tagung verknüpft. Auch die gemeinsame Erkundung der weitläufigen Ruine mittels eines musikalischen Spaziergangs war ihre Idee. Marias Zugewandtheit und Kreativität waren und bleiben Ansporn für mein eigenes Engagement, nicht nur im Werkbund.

Ludger Kilian, Vorsitzender seit 2021

 

Unvergesslich werde ich Maria in meinem Herzen bewahren, eine großartige Frau, die mit ihrer liebenswerten Art begeistern konnte. Vor über drei Jahrzehnten habe ich sie bei meinem Studium kennen und schätzen gelernt. Ohne Vorbehalte interessierte sie sich für alles und jeden, immer neugierig und offen. Sie war eine große Ideengeberin und konnte perfekt vernetzen. Ihre Unterstützung junger Leute war überragend, ihre Ausstrahlung, ihr positives Denken und die Fähigkeit, den weniger schönen Dingen keine große Bedeutung zukommen zu lassen, sind ein Vorbild für mich. Die wunderbaren Treffen mit Maria und ihrem Mann Peter, die anregenden Gespräche, die Gastfreundschaft und ihre Kochkünste, unser gemeinsames Lachen werden mir sehr fehlen. So jugendlich und aufgeschlossen wie sie war, möchte ich selbst alt werden – leider musste sie zu früh gehen.

Christine Reich, Leiterin der Geschäftsstelle des Werkbund Sachsen

 

Maria Obenaus war in ihrer Zeit als wissenschaftliche Mitarbeiterin die Seele und das Herz der Fakultät Architektur an der TU Dresden. Mit ihrem positiven herzergreifenden Wesen, ihrem Wissen, ihrem Können und ihrem sicheren Gespür für das Richtige und Gute war sie uns Studenten ein großes Vorbild. In ihren Seminaren, Übungen und auf Exkursionen hat sie uns für die Architektur in all ihren Facetten begeistert und uns richtungsweisend auf dem Weg durch das Studium begleitet.
Sie war ein besonderer Mensch, und das strahlte auf alle aus, die ihr begegnet sind. Den Kontakt zwischen Menschen herzustellen und so einen Austausch von Gedanken, Ideen und Meinungen auch über die Grenzen der Architektur hinaus zu befördern, war ihr ein großes Anliegen. So sind Freundschaften entstanden, die sich ohne Maria Obenaus nicht ermöglicht hätten. Jede Begegnung, jedes Gespräch, jede Diskussion und jedes Lachen von ihr waren ein Erlebnis, das ich niemals vergessen werde und in meinem Herzen trage.

Markus Rosenthal, Vorstandsmitglied

 

Maria Obenaus war eine außergewöhnliche Frau: mit Sinn für das Schöne, dem Leben zugewandt, eine Menschenfreundin. Eine Frau der leisen Töne, aber wenn sie das Wort ergriff, hatte sie etwas zu sagen. Sie war ein freier Geist, großzügig in ihrem Denken und Handeln. Für den Werkbund Sachsen war Maria Obenaus Ideengeberin und Kraftquell. Eine Grande Dame. Sie wird fehlen.

Doris Oser, Vorstandsmitglied

 

Maria Obenaus bin ich auf Exkursionen, Festen und Veranstaltungen des Werkbund Sachsen begegnet. Ihre Ausstrahlung ist mir dabei in Erinnerung geblieben: ihre ruhige, immer freundliche, nie laute, aber trotzdem klare Art werde ich nicht vergessen.

Peter Zirkel, Vorstandsmitglied

 

Maria Obenaus war ein großes Vorbild, eine authentische und inspirierende Person. Ein Mensch voller Enthusiasmus, Idealismus und einer Energie, mit der sie viele junge Menschen erreichen und zur Selbstwirksamkeit motivieren konnte: „Da müssen wir doch unbedingt etwas machen!“
Ich bin unendlich dankbar für jeden Moment, den ich mit Maria Obenaus verbringen durfte. Für jede gemeinsame Idee, die diskutiert wurde, für jede Projekt-Suppe, die in ihrem Garten gelöffelt wurde und jeden gesellschaftlichen Umstand, über den man sich gemeinsam aufregt und dann gehandelt hat.
Es gibt viele herausragende Leistungen, die Maria Obenaus durch ihr grenzenloses Engagement erreicht hat. Aber es gibt noch viel mehr Ideen und Engagements, die realisiert wurden, weil Maria Obenaus für viele Menschen den wichtigen Impuls zur richtigen Zeit geliefert hat. In ihren Funktionen hat sie vielen jungen Menschen wie mir ermöglicht, sich auszuprobieren und zu verwirklichen. Das wahre Ausmaß ihres Einflusses blieb aufgrund ihrer bescheidenen und zurückhaltenden Art nicht selten im Hintergrund oder sogar unsichtbar – umso stärker spürbar ist jedoch die riesengroße Lücke in unseren Reihen und Herzen, die sie hinterlässt und die nur schwer zu füllen sein wird.

Nils Hilkenbach, Vorstandsmitglied

 

Verfasser
Deutscher Werkbund Sachsen e.V.

Rubrik
Aus den Medien