Montagsrunde mit Wolfram Kastner
in der Orangerie im Café Reitschule, Königinstr. 34, 80802 München
100 Jahre nach dem offiziellen Ende des Ersten Weltkriegs und kurz vor dem Volkstrauertag steht in der kommenden Montagsrunde das weite Feld von Erinnerungskultur bis Denkmalkunst auf dem Programm.
Vor über fünf Jahren beschäftigte sich der Deutsche Werkbund Bayern in einem Arbeitskreis mit Andreas Horlitz´ Kunst-Projekt am Hartmannswiller Kopf in den Südvogesen, wo im Ersten Weltkrieg über 30.000 französische und deutsche Soldaten den Tod fanden. 2016 begleitete der Werkbund Bayern dann Andreas Horlitz bei seiner Ausstellung im Französischen Dom zu Berlin. Zwei hierfür angefertigte Arbeiten sind nach dem Tod des Künstlers in den Besitz des Werkbund Bayern gekommen.
Wolfram Kastners Ansatz des Gedenkens ist ein ganz anderer als der Horlitz´sche, welcher mit photografischen Mitteln spielte und Land Art im Sinn hatte. Wolfram Kastner konfrontiert in seinen Aktionen gleichermaßen Flaneur wie Kunstfreund mit historischen und politischen Themen. Vielen Münchnern ist er wegen seiner wiederkehrenden Aktion „Die Spur der Bücher“ bekannt, mit der er an die Bücherverbrennung 1933 auf dem Königsplatz erinnert. Seine Kunst gefällt nicht immer jedem, stört sie doch Sehgewohnheiten, die sich über Jahre in das kollektive Gedächtnis eingebrannt haben.
Wolfram Kastner interveniert im öffentlichen Raum auf zutiefst humanistische Weise, er prangert (auch baulich manifestierte) Missstände an und scheut nicht die Konfrontation mit den Behörden. Im vergangenen Jahr gab Winfried Nerdinger die Monografie Wolfram Kastners heraus mit dem bezeichnenden Titel »Nicht ich provoziere, sondern die Zustände provozieren mich.«
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