Lukas Kramer 1941 - 2025

Nachruf

Am 30. Januar 2025 verstarb der der Künstler und Kunstakteur Lukas Kramer im Alter von 83 Jahren.

Lukas Kramer zählt zu den wichtigen künstlerischen Positionen unserer Region und hat das Kunstgeschehen der letzten Jahrzehnte im südwestdeutschen Raum wesentlich mitgeprägt.

1941 in Saarbrücken geboren, studierte er zunächst von 1960 bis 1963 an der ehemaligen Werkkunstschule Trier, anschließend an der École des arts décoratifs in Straßburg und am Istituto di belli arti in Urbino, wo er 1965 seine erste Einzelausstellung in der Galleria Raffaello realisierte. 1966 kehrte Lukas Kramer nach Saarbrücken zurück und arbeitete seitdem als Freier Künstler im Saarland, von 1967 bis 1982 betätigte er sich Kunstpädagoge an saarländischen Schulen.

Sein künstlerischer Werdegang umfasst ein umfangreiches, vielgestaltiges und engagiertes Oeuvre. Das Frühwerk war noch bestimmt von politisch motivierten figurativ-erzählerischen Kompositionen, in denen sich Katastrophenszenarien auf bedrohlich wirkenden Tableaus entwickeln oder kritisch zu atomarer Bedrohung, Tierversuchen, Todesstrafe und Rüstungspolitik Stellung genommen wird. In den 1980er Jahren reduziert Lukas Kramer das Gegenständliche und überführt in der Blackout-Serie seine Themen als kaltweiße Lichtbewegungen in abgründige Dunkelräume – die Verdichtung einer pessimistischen, aber zugleich energiegeladenen Grundhaltung aus Trauer und Unsicherheit in der Labilität des ausgehenden 20. Jahrhunderts.

Die Abkehr vom gegenständlichen Motiv ist begründet in einem Schlüsselerlebnis zu Beginn der 1980er Jahre. Lukas Kramer fotografierte in der Pariser Satellitenstadt La Défense Neonröhren in Werbekästen, fotografierte also Licht, das als Bildsubstanz darstellbar ist. Aus diesem Erlebnis entstehen in den späteren 1980er Jahren die Fluid-Systems, in denen lichthaltige Röhrenformen den Bildraum durchmessen und diesen zugleich auch definieren. Später klären sich diese Lichtszenarien in eine strukturiertere Form, werden im Raster zu meditativen Systemen und beinhalten dennoch die beunruhigend anonymisierende Metapher einer technoiden Welt.

Lukas Kramer wurde für seine künstlerische Arbeit vielfach ausgezeichnet. 1982 mit dem Kunstpreis der Landeshauptstadt Saarbrücken, im gleichen Jahr war er Stipendiat der Bundesrepublik Deutschland in der Cité International des Arts in Paris, 1984 folgte der Ramboux Preis der Stadt Trier, 1997 wurde sein Schaffen mit dem Albert-Weisgerber-Preis der Stadt St. Ingbert gewürdigt. Er zeigte seine Arbeiten europaweit in rund 80 Einzel- und mehr als 130 Gruppenausstellungen. 1989 wurde sein Werk umfänglich im Saarlandmuseum vorgestellt, die Ausstellung zum Weisgerber-Preis 1998 ermöglichte einen aufschlussreichen Einblick in die Genese des Oeuvres. Zudem realisierte Lukas Kramer zwischen 1972 und 2005 mehrere Arbeiten im öffentlichen Raum, einige in Zusammenarbeit mit dem Architekten Bernhard Focht.  

Neben seiner künstlerischen Arbeit engagierte sich Lukas Kramer auch für die stete Entwicklung der regionalen Kunstszene. Als Mitbegründer und langjähriges Vorstandsmitglied des Saarländischen Künstlerhauses, als Mitglied des Saarländischen Künstlerbundes und im Werkbund Saarland förderte er Künstlerinnen und Künstler, kuratierte Ausstellungen und initiierte Kooperationen mit Kulturinstitutionen der Großregion.

Mit Lukas Kramer verlieren wir eine überaus engagierte und kompetente Persönlichkeit, deren Einsatz für die Kunstszene unserer Region von nachhaltiger Wirksamkeit bleiben wird.

Andreas Bayer

Verfasser
Deutscher Werkbund Saarland e.V.

Rubrik
Mitteilungen