Prof. Arno Votteler 25.05.1929 - 28.02.2020

Designer, Innenarchitekt und Hochschullehrer
Der Deutsche Werkbund trauert um sein Mitglied Prof. Arno Votteler, der am 28.02.2020 im Alter von 90 Jahren verstorben ist. Er war ein anerkannter Industriedesigner, Innenarchitekt und Hochschullehrer, international verankert.
1952 begleitete Arno Votteler als 23-jähriger Gestalter seinen ersten Arbeitgeber Walter Knoll zu den Werkbundsitzungen in denen beim Wiederaufbau Wesentliches diskutiert und gestaltet wurde. “Die Dinge sollen so ordentlich werden, daß man sie nicht als Kunst bewundert, sondern daß sie selbstverständlich sind“, Theodor Heuss 1951.
Seither war Arno Votteler mit dem Werkbund, seiner Idee und den gestaltenden Personen sehr verbunden. Die letzte Sitzung mit seiner Stadtgruppe Stuttgart an der er teilnahm fand am 12.Dezember 2019 statt, vor knapp drei Monaten.
Arno Votteler war von Beginn an sich international aufstellend. 1955 bereits in London als Mitarbeiter von Robert Gutmann (Planmöbel) tätig, anschließend als dessen Büroleiter in Stuttgart. Für Albert Stoll (Giroflex, Sitzmöbel) zog er mit Familie 1968 für ein Jahr nach Rio de Janeiro. Die Lehre führte Ihn später u.a. nach Ohio Columbus/ USA, nach Taiwan und Indien. Verbindungen der Lehre und der Hochschulen entstanden, die bis in die heutige Zeit tragen.
Er war 1959 einer der 7 Gründerväter des VDID (Verband Deutscher Industriedesigner), der den neuen Beruf des Industriedesigners verankerte und dessen Sprecher bei der erfolgreichen Bewerbung um Aufnahme in den internationalen Dachverband ICSID. Heute wird er als ein bedeutender Vertreter des Nachkriegsdesigns geführt.
Um Arno Votteler herum und er oft mittendrin, sammelten sich bedeutende Personen, Wesentliches wurde gegründet, Wesentliches, Heutiges entstand.
Die Werkkunstschule Braunschweig an die er 1961 berufen wurde, entwickelte er weiter zur Staatlichen Hochschule für Bildende Künste Braunschweig.
1975 wird Arno Votteler auf den Lehrstuhl von Herbert Hirche nach Stuttgart berufen und gründete hier an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste 1976 sein eigenes Institut für Innenarchitektur und Möbeldesign, das heutige Weißenhof-InstitutIm Rahmen der Weißenhofsemiare brachte er viele internationale Designer nach Stuttgart. Von seinen Studenten, Ihm gewidmet, fand 2017 die Ausstellung: “Arno Votteler – Der Designer und seine Meisterschüler“ in Freudenstatt statt.
Generationen wurden von Ihm geprägt und inspiriert.
Die Gründung des “Freunde der Weißenhofsidlung e.V.“ begleitete er und war jahrelang dessen Vorsitzender. Hier wurde die Bedeutung der Weißenhofsiedlung erkannt und deren Sicherung und Sanierung in den 80er Jahren initiiert.
Seine gestaltende Leidenschaft galt dem Thema Sitzen. Der 1956 für Walter Knoll entworfene Ruhesessel 368 wurde 2016 als Designklassiker erfolgreich neu aufgelegt und wird beworben mit:  “… die Essenz von Leichtigkeit für eine zeitlos gültige Ästhetik.“
Sein Werk greift jedoch weit über Stühle hinaus: von der Gestaltung des ersten Farbfernsehers für Blaupunkt, Schranksysteme, Küchen, Möbel- und Trennwandsysteme folgten, bis hin zum Schiffseinrichtungssystem für Blohm & Voss und der Ausstattung des ersten Kreuzfahrtschiffs. 
„Wohnen 1980“, ein interdisziplinäres Forschungsprojekt für die BASF. 
Das Büro VottelerDesignPartner wird heute von seinem Sohn Matthias Votteler geführt.
“Arno Votteler im Gespräch“ als gemeinsames Filmprojekt, initiiert von Prof. Renate Gebessler, erlaubte es uns, über mehrere Jahre Einblick in sein umfangreiches Leben zu erhalten und auch Themen zu vertiefen.
Arno Votteler ist um uns mit seinen Stühlen und Gestaltungen, mit seinen initiierten und gegründeten Institutionen und in uns mit seiner eigenen Art. Eine treffende Beschreibung, die mich nach seinem Abschied erreichte:
“Arno war von seltener, aufrichtiger Klarheit und verband diese Klarheit mit Eleganz.“
Nachruf von Jörg J. Berchtold, 11. März 2020

 

Verfasser
Deutscher Werkbund Baden-Württemberg e.V.

Rubrik
Mitteilungen