Einrichtung eines Fonds für die Kultur- und Kreativwirtschaft

Deutscher Werkbund spricht sich für die Pläne des Deutschen Kulturrats aus

 

In der Stellungnahme des DWB zur Einrichtung eines Fonds für die Kultur- und Kreativwirtschaft, gezeichnet für den Vorstand von Alexander Grünenwald, heißt es:

1. Die Einrichtung eines Kulturinfrastrukturfonds, wie er vom Deutschen Kulturrat angestrebt wird, wird vom Deutschen Werkbund ausdrücklich begrüßt. Die meisten der im Deutschen Werkbund vertretenen Berufsgruppen kommen aus gestaltenden, in vielerlei Hinsicht gegenwarts- und zukunftsbezogene kulturelle Entwicklungen kritisch hinterfragenden Bereichen. Die Arbeit des Deutschen Werkbunds erfolgt ausschließlich auf ehrenamtlichem Engagement seiner Mitglieder.

2. Die Mitglieder der einzelnen Landesverbände kommen großteils aus kleineren mittelständischen Unternehmen wie z.B. Solo-Selbständige oder angestellte Architekt*innen, Stadtplaner*innen, Grünplaner*innen, Vertreter*innen der Kreativwirtschaft oder des Kommunikationsdesigns u. v. m.. Alles Berufsgruppen, die durch die derzeitigen Einschränkungen unmittelbar finanziell betroffen sind, mittelfristig mit starken existenzbedrohenden Konsequenzen zu rechnen haben.

3. Da der Deutsche Werkbund bei seinem Wirken über Veranstaltungen, Ausstellungen, Vorträge, Diskussionsforen, Auszeichnungsverfahren besonderer Leistungen, Veröffentlichungen e.t.c. allein auf die Beiträge seiner Mitglieder angewiesen ist, ist in der kommenden Zeit mit dem Wegbrechen von Beitragszahlungen sowie vermehrten Austritten zu rechnen. Damit sind wesentliche Teile der vergangenen und gegenwärtigen Werkbundarbeit wie z.B. Reflexionen über gesellschaftliche Fragen zu Architektur, Stadtplanung und Baukultur, neue Formen des Wohnens und Arbeitens, der Umgang mit Landverbrauch, mit endlichen Ressourcen u.v.m. stark in Frage gestellt.

4. Der gegenwärtig anstehende Wandel im Bereich Digitalisierung, der Einsatz von Künstlicher Intelligenz in Entwurfs- und Realisierungsprozessen, immer notwendiger werdende neue Formen von Prozess- und Diskursgestaltungen und Social Design-Leistungen stellt in besonderer Weise neue Anforderungen, die den Werkbund mit seiner vielschichtigen Fachkompetenz herausfordern.

5. Gerade die Erkenntnisse und Einsichten, die uns jetzt bereits die Auswirkungen der Corona-Krise vor Augen geführt haben, machen deutlich, wie notwendig es ist, gesellschaftliche Einrichtungen wie den Deutschen Werkbund mit beachtlichem Traditionshintergrund, fächerübergreifenden Wissens- und Kompetenzbereichen, lokal verankerten Wirkzellen aber auch überregional engagierter kritischer und zukunftsweisender Einflussnahme zu erhalten und zu fördern. Es geht nicht allein um die Notwendigkeit der Überwindung gegenwärtigen Krisengeschehens, das Lernen aus der Krise, die Transformation in zukünftige gesellschaftliche und gestalterische Prozesse ist dabei Chance und Botschaft zugleich.

6. Die gegenwärtige Thematik der Pandemie stellt in nicht vorhersehbarem Tempo neue, bisher nicht berücksichtigte Herausforderungen an Stadtplanung und Architektur. Da auch künftig mit zyklischem Auftreten solcher Pandemien zu rechnen sein wird, besteht hoher Bedarf an der Erforschung und Entwicklung neuer urbaner und wohnungstypologischer Konzepte, für die es bisher noch keine ausreichenden Modelle gibt, deren nötige Kompetenzen erst noch aufzubauen sind.

7. Es wäre daher dringend nötig, Ressourcen zu schaffen, um für existenziell gefährdete Gestaltungsbüros gerade mittlerer und kleinerer Größenordnung bis hin zu Solo-Selbständigen z. B. aus den Bereichen Architektur, Stadtplanung, Landschafts- und Grünplanung die Möglichkeiten anbieten zu können, sich bei spezifischen Forschungsprojekten (z.B. Architektur von Morgen: Social Distancing / lokale Solidargemeinschaften / Sichere Selbstversorgung und Talentetausch / Konsumreduktion durch Reparaturcafes, Leihläden etc.) einzubringen. Hierzu wären geeignete Fort- und Weiterbildungsprogramme sowie gezielte Fortbildungsprojekte zu entwickeln und entsprechend zu fördern.

8. Ein aufzubauender Kulturinfrastrukturfonds sollte neben der Berücksichtigung von Vertreter*innen von Solo-Selbständigen und Kleinunternehmen auch von der Corona-Pandemie existenziell betroffene, engagierte bürgerschaftlich getragene, politisch unabhängige Vereinigungen wie der Deutsche Werkbund eine darstellt, dringend die nötige Unterstützung ermöglichen. Gerade sie tragen in sich die Potentiale die es braucht, über die Kompetenzentwicklung für zukünftige Herausforderungen an Stadtplanung und Architektur rechtzeitig nachzudenken und Vorsorge zu treffen.

Stellungnahme als PDF zum Download

 

Verfasser
Deutscher Werkbund dwb e.V.

Rubrik
Aus den Medien