Trafohaus Kassel / Gemeinschaftsgarten Fuldaufer

Projektarbeit des DWB Hessen

Am 31.8. und 1.9.2018 besuchten Gerd Kittel und Ulf Kilian (Mitglieder des Vorstands des DWB Hessen) die Kollegen Folckert Lüken-Isberner und Christian Bernard in Kassel, um eine Vertiefung der Projektarbeit in Nordhessen zu diskutieren. In Kassel lebt und arbeitet eine nicht unbedeutende Zahl der Mitglieder des Werkbund Hessen. Die Infrastruktur und die »Manpower« sind vorhanden und eine Ausweitung der Projekte über das Rhein-Main-Gebiet hinaus ist gewünscht und geplant.

Im Zusammenhang mit diesem Gespräch traf sich die Gruppe mit Malene Saalmann und Dennis Lange (Initiatoren des Vereins Trafohaus Nutzungskonzepte e.V.), die sich für den Erhalt und die Nutzung eines 1957 auf dem zentralen Lutherplatz erbauten Trafohauses einsetzen.

Das Trafohäuschen ist Teil eines Ensembles zwischen der Lutherkirche und historischen Grabmälern am Rande einer Grünfläche, die von zwei Verkehrsarmen umgeben ist, die einen Teil des im Rahmen des (Wieder-)Aufbaus entstandenen Kasseler Ringes bilden. Der Architekt des baulichen Kleinods war Werner Noell, der in den 1950er und 1960er Jahren das Kasseler Hochbauamt leitete (neben vielen Hochbauten entwarf er auch die Untergrundhaltestelle am Hauptbahnhof und zeichnete utopische Pläne für die Zukunft Kassels mit aufgeständerten Straßen und Hochhäusern). Das Trafohäuschen beherbergte seinerzeit neben einer Stromtransformatorstation einen Kiosk, eine Telefonzelle und eine Poststation. Somit hatte das kleine Gebäude zentrale Infrastruktur-Funktionen und vermittelte damit zwischen den anrainenden Quartieren. (Quelle: Broschüre des Trafohaus Nutzungskonzepte e.V., Stand 3.5.2018)

Dieses Gebäude gilt es, in eine zeitgemäße Nutzung zu überführen.

Dafür hat der DWB Hessen seine Unterstützung angeboten.

Eine Station eines von den Kollegen organisierten Stadtspaziergangs durch die 1950er Jahre führte zu Christian Balcke. Christian Balcke, Architekt und Maler (Jahrgang 1938) erläuterte ausführlich sein seit über 30 Jahren bestehendes Projekt eines Gemeinschaftsgartens. Am Stadtrand nahe des östlichen Fuldaufers gelegen, ist dieser frühe Vorläufer heutiger Urban-Gardening-Projekte offen für alle Interessierte des Stadtteils (südliche Unterneustadt) und wird immer wieder auch von den Studierenden das Fachbereichs Architektur, Stadt- und Landschaftsplanung der Universität aufgesucht. Als interkulturelles soziales Gartenprojekt dient dieser Ort mit seinem Kinderhaus, Kletterbäumen, Hühnern, alten Obstbäumen und den vielen kleinen privat genutzten Parzellen nachbarschaftlicher Geselligkeit und gegenseitiger Hilfe ohne irgendwelche Reglements. Es finden jahreszeitliche Gartenfeste statt und Kinder aus der nächstgelegenen Grundschule sind ständige Gäste zum Erleben naturnahen Gärtnerns. Ein Blick in das kleine Atelier im Souterrain des Reihenhauses gewährte uns Einblick in die kleinformatigen Malereien. Christian Balcke stellte auch seinen, schon in 2. Auflage fast vergriffenen, autobiografischen Graphic-Novel-Band zu seiner Kindheit in der Kriegs- und Nachkriegszeit vor, dessen Bilder auch schon auf Ausstellungen gezeigt wurden. Wir waren beeindruckt vom wachen, unaufgeregten, authentischen Leben und Werk unseres Mitglieds.

(Text: Ulf Kilian und Folckert Lüken-Isberner)

Das Foto zum Vergrößern bitte anklicken. Von links nach rechts: Malene Saalmann (vorne), Folckert Lüken-Isberner, Gerd Kittel, Ulf Kilian, Christian Balcke, Dennis Lange.

Verfasser
Deutscher Werkbund Hessen e.V.

Rubrik
Berichte